Projektdauer:02/2006 – 07/2007
Projektleitung:Wissenschaftliche Gesamtleitung: Prof. Dr. Bernd Kriegesmann | Verantwortlicher Projektleiter: Prof. Dr. Markus Thomzik
Projektmitarbeiter:Stefanie Göttel, Andreas Schmidt
Finanzierung:Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)

Inhalt:

Nur über Innovationen sind Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und neue Arbeitsplätze am Standort Deutschland zu schaffen. Wichtigste Basis für die Entwicklung und Umsetzung neuer Produkte, Dienstleistungen und Verfahren sind kompetente Fach- und Führungskräfte. Folgerichtig rücken daher Bemühungen zur Entwicklung und Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit in den letzten Jahren immer mehr in den Vordergrund. Beschäftigungsfähigkeit wird dabei i.d.R. mit der individuellen Handlungsfähigkeit zur Bewältigung sich verändernder beruflicher Herausforderungen und Aufgaben in Verbindung gebracht. Maßnahmen zum Erhalt bzw. zur Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit konzentrieren sich dementsprechend zumeist auf den Aufbau von berufsrelevantem Wissen.

Angesichts des zunehmenden Wettbewerbsdrucks in weiten Bereichen der Wirtschaft entstehen aber neue Herausforderungen für die Beschäftigungsfähigkeit. Steigende Arbeitsverdichtung im Zuge von Reorganisationen, die sich beschleunigende Diffusion von Informations- und Kommunikationstechniken, die bestehende Arbeitsabläufe zum Teil tiefgreifend verändern oder die Umstellung auf neue Geschäftsmodelle sind typische Entwicklungen, die für die MitarbeiterInnen in den Unternehmen mit immer schnelleren Wechseln in den Aufgaben sowie neuen Anforderungen und Belastungsformen einhergehen. Diese Tendenzen kreuzen sich mit einer zunehmend älter werdenden Belegschaft, die neue Fragen der organisatorischen Einbindung (Schichtfähigkeit etc.) in die Unternehmensentwicklung aufwirft.

Insgesamt machen diese Veränderungen sichtbar, dass die Beschäftigungsfähigkeit zukünftig über die berufliche Kompetenz hinaus in noch stärkerem Maße von einem weiteren Faktor abhängen wird: der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit. Investitionen in die Kompetenzen der MitarbeiterInnen müssen verpuffen, wenn es nicht gelingt, in den Unternehmen gleichzeitig Lösungsmuster zur Sicherung dieser Leistungsfähigkeit zu etablieren. Damit rückt der Umgang mit der Gesundheit als Element einer nachhaltigen Beschäftigungsfähigkeit zunehmend in den Vordergrund. Nur wer gesund ist, kann auch seine „fachliche” Beschäftigungsfähigkeit „anwenden”.

In dieser Zusammenschau von Kompetenz und Gesundheit liegt ein viel vernachlässigtes Feld betrieblicher Personalentwicklung. Beide Faktoren zusammen sind die Hebel einer an individuellen und betrieblichen Entwicklungserfordernissen ausgerichteten Personalentwicklung. Das Spektrum betrieblicher Personalarbeit ist damit weiter zu fassen. Hat sich Personalentwicklung im betrieblichen Kontext bisher für die „qualifikatorische” Beschäftigungsfähigkeit als zuständig angesehen, zeigt sich vor dem skizzierten Hintergrund, dass man damit nur einen Teilausschnitt abdeckt und die Personalentwicklung um das Corporate Health Care Management zu erweitern ist.

Wenn es um die breite Umsetzung eines „gelebten” Corporate Health Care Managements geht, kommt Führungskräften dabei in ihrer Rolle als Multiplikatoren eine Schlüsselfunktion zu. Viele Führungskräfte verfügen aber häufig nicht über die Sensibilität und/ oder das Wissen und die Erfahrungen, in ihrem Einflussbereich das Verhalten ihrer MitarbeiterInnen aber auch die Verhältnisse so zu gestalten, dass sie einen gezielten Beitrag zur Entwicklung und Sicherung der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit und damit zur nachhaltigen Beschäftigungsfähigkeit ihrer MitarbeiterInnen leisten. Die institutionalisierte Personalentwicklung liefert für diese Zielgruppe zudem kaum Support. Es fehlen Angebote, die die (Nachwuchs-)Führungskräfte in die Lage versetzen, Corporate Health Care Management dezentral zu „praktizieren”.

Hier setzt das Projekt an. Ziel ist es, ein zielgruppenspezifisches, modular aufgebautes Schulungskonzept „Corporate Health Care Management” zu entwickeln, zu erproben und auf der Basis der ausgewerteten Erfahrungen für die breite Anwendung aufzubereiten. Auf individueller Ebene wird damit ein Beitrag zur Entwicklung und Sicherung der nachhaltigen Beschäftigungsfähigkeit bei den MitarbeiterInnen und auf der Unternehmensebene ein Beitrag zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit geleistet.

Publikationen

  • SCHMIDT, A. & WILKENS, U. (2009): Betriebliches Gesundheitsmanagement im Aufgabenfeld von Führungskräften. In: Rosenstiel, L. v., Regnet, E. & Domsch, M. (Hrsg.): Führung von Mitarbeitern – Handbuch für erfolgreiches Personalmanagement. Sechste Auflage, neu aufgenommenes Themenfeld, Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag, S. 590-600.

Vorträge

  • WILKENS, U.: „MACHT MACHT krank!? – MACHT MACHT gesund!?, Individuelles Gesundheitsverhalten und gesundheitsbezogenes Führungshandeln von Führungskräften“, Kommissionstagung Personal, 20./21. Sept. 2007 in Essen. (gemeinsam mit A. Schmidt)